neon: Die App der grössten Schweizer Challenger-Bank im Test

Marc RinderknechtMarc Rinderknecht

neon positioniert sich als die Konto-App für Deinen Alltag. Kann die Challenger-Bank dieses Versprechen halten? Wir haben neon ausgiebig getestet.

neon zählt zu den ersten Neobanken der Schweiz (Markteintritt im Frühling 2019). Wobei «Bank» hier nicht ganz der korrekte Begriff ist: neon ist ein Serviceprovider – die Kundengelder liegen bei der Hypothekarbank Lenzburg und somit sind diese auch mit der Schweizerischen Einlagensicherung (bis 100'000 Franken) geschützt.

neon ist in den letzten Jahren stark gewachsen und bedient schon weit über 130'000 Kund:innen. Das Wachstum wurde und wird durch Grossinvestoren wie Helvetia, tx Group (vormals tamedia), Backbone Ventures und der Innovationsstiftung der Schwyzer Kantonalbank finanziert. Dazu kommen noch zwei eindrückliche Crowd-Investitionsrunden (Sommer 2021: 1'700 Investor:innen mit fünf Millionen Franken und Oktober 2022: 4'961 Investor:innen mit 8,6 Millionen Franken). 

Smoothe Anmeldung

Das Anmeldeprozedere bei neon ist vorbildlich einfach gehalten: Persönliche Angaben ausfüllen, Konto wählen (mehr dazu weiter unten), SMS bestätigen und ID fotografien. Wer schnell ist, hat das in fünf Minuten gemacht.

Einziger (kleiner) Kritikpunkt: neon setzt für die Sprachwahl auf Flaggen von Ländern. In UX-Kreisen ist das ziemlich verpönt (siehe auch: www.flagsarenotlanguages.com).

Einige Screenshots aus dem smoothen Registrationsprozess
Einige Screenshots aus dem smoothen Registrationsprozess

24 Stunden nach der Anmeldung dann die Info, dass neon ready ist und ich Gelder einzahlen kann (Achtung: Es muss zwingend von einem Konto kommen, das auf den eigenen Namen lautet), was ich natürlich sofort gemacht habe. Das Geld wurde am nächsten Tag gutschrieben. Einen Tag später hat mir dann neon noch einen «Willkommensfranken» überwiesen – sehr nett, aber das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen. Das Konto kann ab diesem Zeitpunkt für weitere Eingänge (z.B. den Lohn) und für Zahlungen genutzt werden.

Zum Start gibt's von neon einen Willkommensfranken
Zum Start gibt's von neon einen Willkommensfranken

Das lange Warten

Nach der erfolgreichen Anmeldung begann für mich aber das lange Warten: Über drei Wochen dauerte es bis die neue leuchtend rote Debitkarte von Mastercard in meinem Briefkasten war. In unserer schnelllebigen Zeit ist das schon quälend lange… Warum es so lange dauerte, weiss ich nicht – aber das wird bestimmt nicht der Standard sein.

Endlich: Die neon Karte ist angekommen
Endlich: Die neon Karte ist angekommen

Die drei Abos kurz vorgestellt

neon lässt sich mit dem «free» Abo grundsätzlich kostenlos nutzen (die Debitkarte kostet 10 Franken).

Im «neon green» Abo für 5 Franken im Monat ist die Karte inklusive. Dieses Abo punktet nur bedingt mit mehr Features oder der fancy Karte aus Kirschholz. Das grosse Plus: Pro Monat pflanzt neon fünf Bäume an und pro 100 Franken, die man mit der Karte ausgibt, wird ebenfalls ein Baum gepflanzt. Wer im Schnitt 300 Franken im Monat ausgibt, wird nach einem Jahr knapp 100 Bäume gepflanzt haben. Auch so geht CO2-Kompensation. Für die Aufforstungen arbeitet neon mit Eden Projects zusammen. Als Bonus gibt es eine Garantieverlängerung für alle Geräte, die man mit der neon-Karte kauft.

<p>Thomas Meyer, <a target="_blank" rel="noopener noreferrer" href="https://www.thomasmeyer.ch">Schriftsteller</a> und <a target="_blank" rel="noopener noreferrer" href="https://www.trenndich.ch">Trennungscoach</a></p>

Ich habe mich für neon green entschieden, weil mir das Konzept der Online-Bank sympathisch ist und meine Konsumausgaben durch Aufforstung kompensiert werden.

Der positive Nebeneffekt von neon green (Screenshot der neon Website Ende September 2022)
Der positive Nebeneffekt von neon green (Screenshot der neon Website Ende September 2022)

«neon metal» ist mit 15 Franken im Monat deutlich teurer. Dafür gibt's dann eine 22g schwere schwarze Metalkarte (ist Metal nun das neue Gold in Sachen Karten?), die erwähnte Garantieverlängerung für elektronische Geräte, eine Versicherung für's Handy und weltweit kostenlose Bargeldbezüge. Weitere Versicherungspakete werden mit der Nutzung der Karte freigeschaltet. 

Wer's ganz genau wissen will, findet in der alle Infos in der Vergleichstabelle (PDF).

Das Hauptkonto

Nach dem Öffnen der App gelangt man direkt ins Hauptkonto, wo alle getätigten Zahlungen sichtbar sind. Bei Anbietern, die neon kennt, wird jeweils das Logo eingeblendet. 

Alle Transaktionen auf einen Blick
Alle Transaktionen auf einen Blick

Zahlungen via ApplePay und GooglePay sind - wie man es erwarten würde - natürlich möglich. Neu ist auch SwatchPay dazugekommen. Mehr dazu in Kürze.

Bei Karten-Zahlungen im Ausland werden keine Gebühren aufgeschlagen und einen Wechselkursaufschlag gibt es ebenfalls nicht – genau so, wie man es sich wünscht. Bei allen Karten-Zahlungen erhält man eine Push-Mitteilung.

Zu jeder Zahlung können zudem Tags und Fotos hinzugefügt werden – Funktionen, die ich persönlich im Alltag nicht unbedingt benötige, andere aber sicherlich sehr zu schätzen wissen.

Inland- und Auslandzahlungen sind selbstverständlich durchführbar, Daueraufträge und eBill ebenso. Und wer Freunde hat, die ebenfalls neon nutzen, kann diesen Geld direkt überweisen (Peer-to-Peer).

Im Bereich Zahlungen bietet neon eigentlich alles, was man für den Alltag benötigt. Kontoauszüge (PDF sowie CSV) finden sich übrigens im Profil.

Die Statistiken: Gut gemacht - sollte ich wohl öfters nutzen
Die Statistiken: Gut gemacht - sollte ich wohl öfters nutzen

Spaces

Die «Spaces» sind ebenfalls als Tab vom Homescreen aus erreichbar und sind quasi Sparkonten (oder Spartöpfe oder Vaults wie man es von Yuh und bzw. Revolut kennt). Es lassen sich mehrere Spaces einrichten und jedem Space kann ein Icon und ein Sparziel (in Franken) zugeordnet werden. 

Gelder lassen sich manuell oder per Dauerauftrag einzahlen. Bei den Daueraufträgen sind drei Optionen verfügbar: 1x/Monat, 4x/Jahr und 1x/Jahr. Eine wöchentliche Option sowie eine Aufrundungsfunktion beim Zahlen sind nicht verfügbar.

Und nein, Zinsen für's Sparguthaben gibt's derzeit nicht.

Neue Spaces sind schnell eingerichtet
Neue Spaces sind schnell eingerichtet

Was es mit den Benefits auf sich hat

Für die erst vor kurzem eingeführten «Benefits» ist neon eine Menge Partnerschaften eingegangen: So erhalten neon-Kunden eine Reihe Vergünstigungen bei verschiedenen Anbietern. Zum Beispiel bei Versicherungen, Investment- und 3a-Apps, Mobilitätsanbietern wie Carify, Fairtiq und Publibike und auch Firmen wie Soeder. Ganz nett also.

Günstiger einkaufen mit neon
Günstiger einkaufen mit neon

Was neon (noch) nicht bietet

Wer in der 3. Säule vorsorgen oder in Aktien oder gar Krypotowährungen zu investieren möchte, ist bei neon an der falschen Adresse und muss auf andere Anbieter ausweichen (siehe Benefits). neon hat aber im Rahmen der Crowdinvesting-Runde angekündigt, dass sich im nächsten Jahr in diesem Bereich etwas tun wird. Eine direkte TWINT-Anbindung an das neon-Konto gibt es ebenfalls nicht.

Fazit

Die neon-App gefällt in Sachen Look und Usability und funktioniert im Alltag absolut einwandfrei. Zudem punktet neon mit dem kostenlosen Konto und niedrigen, bzw. nicht existenten Gebühren. Auch das kostenpflichtige neon green Konto überzeugt vom Konzept her absolut.

neon mausert sich also nach und nach zur mehr als valablen Alternative zu den bisherigen Playern in der Schweizer Bankenwelt.

Update / 2. November 2022

Laut neon hat man in der Regel die Karte innerhalb von 7 Arbeitstagen im Briefkasten. Zum Zeitpunkt meiner Bestellung kam es zu Verzögerungen beim Produzenten.